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Schon mal ein Hemd auf Maß machen lassen?

Ein Hemd für mich

Vor fast dreißig Jahren hatte meine damalige Frau einen Wettbewerb gewonnen. Der Preis, ein Herrenhemd auf Maß hergestellt. Sie gab den Preis an mich weiter und eines Morgens klingelte der Herrenschneider. Mein Beruf erforderte das regelmäßige Tragen von Hemd Krawatte und Anzug. Ich war skeptisch.

Der freundliche Herr nahm Maß und schrieb auf. Dann guckt er mich über den Rand seiner Brille an, lächelt und merkt an, daß er noch ein paar Fragen hätte. Kurz um ich bin noch selten vor so vielen Entscheidungen in so kurzer Zeit gestanden. Stoff, logisch, den muss ich aussuchen, Länge der Arme, da fragt er schon wie ich sitze und wie ich arbeite, Form der Manschetten, rund oder eckig. Mit oder ohne Brusttasche, Form der Tasche und wo und wie soll das Monogramm aussehen. Wie weit soll der Kragen sein – und hier wurde es ernst. Ich erzählte ihm, das ich im Verlauf eines Arbeitstages zunehmend krumm am Schreibtisch sitze und wie bei meiner Oma der Rücken dann leicht rund wird, der Hals gleicht das aus. Zumeist ab Mittag mochte ich bei meinen Hemden den Kragen nicht mehr geschlossen lassen und fing an den obersten Knopf aufzumachen und die Krawatte zu lockern. „Gut das Sie es ansprechen, denn im Moment sehe ich Sie sehr gerade sitzen“ meinte er. „Wir machen den Kragen weiter und geben ihm damit die Reserve ohne das das Hemd zu groß wirkt“ Die äußere Erscheinung war ihm wichtig.

Nachdem alle Entscheidungen getroffen und notiert waren zog er ab und einige Wochen später kam mein erstes, für mich nach Maß angefertigtes Hemd. Es wurde und ist ein Lieblingsstück! Es hat die Form bis heute nicht verloren, bügelt sich sehr leicht und es sitzt so bequem und trägt sich als wäre es nicht da.

Ich habe mir noch ein paar Hemden und später auch einen Anzug machen lassen. Es wurden fast alle Lieblingsstücke und ich folgte auch bei der Auswahl von Stoff und Form immer mehr dem Rat des Schneiders und wagte Neues.

Wenn ich im Beruf angesprochen wurde, das mir Kleidung gut steht, dann war das fast immer in den Klamotten von dem netten Herren mit der Brille. Ich habe beim Anziehen vor dem Schrank noch immer ein gutes Gefühl. Ist das ein Erlebnissgrinsen?